<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> VIII Einleitung. <lb/>
wo nach dem Liede von der schönen Nesa weder Rübe noch Blatt gedeiht. <lb/>
Unter den Liebesliedern nennen wir das Klagelied des Burschen, dem der <lb/>
böse Gefährte seine Geliebte weggenommen hat, eines der schönsten Volkslieder <lb/>
… der Rätoromanen. Die oberhalbsteinische Version: „Tgi ègl chi giu, <lb/>
tgi petga?“ und jenes andere: „Giatgen pitschen digl tgo plat“, welche, <lb/>
wie Inhalt uud Weise zeigen, weit in das Mittelalter zurückgehen, bestätigen <lb/>
die Vermutung, die Gaston Paris mit divinatorischem Blick aus der Sammlung <lb/>
… von Alfons Flugi herausgelesen hat, dass nämlich gerade die ältesten <lb/>
Volkslieder allen Tälern gemeinsam sein müssen. <lb/>
Auch das <lb/>
Lied: „Ura se a pastar bagn“ offenbar ein Spottlied aus <lb/>
einer Zeit, da die Lieder von der Tierhochzeit noch allgemein bekannt <lb/>
waren, können wir zu den ältesten uns erhaltenen Volksliedern rechnen. <lb/>
Von der Veränderung, welche die Lieder im Laufe der kulturellen Entwickelung <lb/>
… eines Volkes machen, erzählt uns Lied 18a. Die Art, wie vom <lb/>
Soldaten, der an die Stelle des Knechtes tritt, gesprochen wird, spielt auf die <lb/>
losen Werbetänze an, zu denen die Jugend an den Werbetagen hinströmte. <lb/>
Zahlreich sind die Dreikönigslieder, älter das Wunschlied, das die <lb/>
Burschen in der Altjahrsnacht vor den Häusern sangen. Das Lied, in dem <lb/>
die Braut vom väterlichen Hause Abschied nimmt, gestaltet sich zu einem <lb/>
Klageliede; einzig bei den russischen Hochzeitsliedern finden wir den herben <lb/>
Schmerz des Abschiedes und die Angst vor der neuen Familie, in welche <lb/>
die Braut eintritt, so anschaulich geschildert wie im Rätoromanischen. <lb/>
Als Anhang zu den zahlreichen interessanten Beiträgen zur Volksmedizin <lb/>
… wird ein Verzeichnis von romanischen Blumennamen geboten. Bei <lb/>
denselben haben die Lieblingsheiligen und der Hexenglauben deutliche <lb/>
Spuren zurückgelassen. <lb/>
Wir waren bei unserer Sammlung auf die Hilfe des Volkes angewiesen, <lb/>
… die uns auch nicht versagt wurde. Wie rasch gerade die ältesten <lb/>
und darum schwer verständlichen Lieder und Sprüche verloren gehen, davon <lb/>
könnte uns die schmerzliche Wahrnehmung überzeugen, dass die fleissigsten <lb/>
und glücklichsten Sammlerinnen jene Volkslieder und Sprüche, die wir in der <lb/>
Mitte der 80er Jahre entdeckt, nicht mehr fanden. Um so herzlicher sei <lb/>
hier den zahlreichen Frauen, die uns mit gütiger und glücklicher Hand <lb/>
beim Sammeln halfen, Dank ausgesprochen. <lb/>
Herr Dr. Grisch, der gründliche Kenner der Archive von Sur- und <lb/>
Sutsess, hat uns unermüdlich und in selbstloser Weise bei unseren Forschungen <lb/>
unterstützt und die schwierige Aufgabe übernommen, die Weisen der <lb/>
Volkslieder zu sammeln. <lb/>
Hochw. Herr P. Ursicin Simeon, Kapitular von Disentis, dessen <lb/>
Orthographie wir angenommen haben, hat von jedem Bogen wenigstens eine </body> </text></TEI>