<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung. <lb/>
IX <lb/>
Korrektur gelesen. Seine genaue Kenntnis der Dialekte der einzelnen <lb/>
Gemeinden von Sur- und Sutsess machte es dem verdienten Forscher möglich, <lb/>
… eine gewisse Einheit in die graphische Darstellung der in verschiedenen <lb/>
Gemeinden gesammelten folkloristischen Texte zu bringen. <lb/>
Gerade im Oberhalbstein verschwindet Sage und Lied, Spruch und <lb/>
Rätsel infolge der veränderten ökonomischen Verhältnisse unheimlich rasch. <lb/>
In einem Vierteljahrhundert wird ein Forscher auf dem Gebiete der Folklore <lb/>
wenig oder nichts mehr finden, wie wir aus einem Vergleiche unserer <lb/>
Sammlung aus der Mitte der 80er Jahre und der aus späterer Zeit <lb/>
schliessen dürfen. <lb/>
Mit dieser nicht sehr tröstlichen Wahrnehmung wenden wir uns dem <lb/>
Münstertal zu, dessen mittelalterliche Geschichte mit derjenigen des adligen <lb/>
Frauenstiftes Münster, das die Herrschaft über das Tal besass, zusammenfällt. <lb/>
… Während des ganzen 15. Jahrhunderts litten Kloster und Landschaft <lb/>
unter den Kämpfen zwischen den Bischöfen von Chur und den Herzögen <lb/>
von Österreich, später unter dem Schwabenkriege. <lb/>
Die Männer des Hochgerichtes Münster beteiligten sich eifrigst an <lb/>
den harten Kämpfen mit dem Reich, aus denen die Selbständigkeit der <lb/>
drei Bünde erwuchs. <lb/>
An der Überlieferung, die immer wieder von den glorreichen Tagen <lb/>
erzählte, bildete sich die patriotische Begeisterung des späteren Simon Lemnius. <lb/>
Dieser typische Vertreter des älteren Humanismus verherrlichte in seiner <lb/>
Epopöe „Rhäteis“ den Heldenkampf der Ahnen. Aus den klassischen <lb/>
lateinischen Versen spricht das gleiche stolze Selbstbewusstsein, das den <lb/>
Staatsmann Johannes Travers das Lied vom Müsserkriege singen liess. <lb/>
Der geniale Humanist und der energische Staatsmann sind Träger <lb/>
desselben bündnerischen Staatsgedankens, an den sich so freudige und <lb/>
weitgehende Hoffnungen knüpften. <lb/>
Die Talgemeinde Münster hatte sich bereits in Gemeinden und Höfe <lb/>
aufgelöst und das Hochgericht gleichen Namens hatte sich jene Verfassung <lb/>
gegeben, die bis in die 30er Jahre hinunter fortdauerte, als Philipp Galizius <lb/>
die Reformation in seiner Heimat verkündete. Die zwölf Artikel der <lb/>
deutschen Bauern sind durch Beschluss des Bundestages in Ilanz zum Grundsatz <lb/>
… der drei Bünde geworden, die Mehrheit entschied in den souveränen <lb/>
Gemeinden endgültig über den Glauben, was uns die bewegten religiös - <lb/>
patriotischen Kämpfe des 16. und 17. Jahrhunderts in Bünden erklärt. <lb/>
Der Kampf für und wider die Reformation trug etwas von der gewaltigen <lb/>
wilden Natur der Berglandschaft, in der er durchgeführt wurde, an sich. <lb/>
Münster blieb dem alten Glauben treu, während sich die inneren Gemeinden <lb/>
für die neue Lehre entschieden. Letztere Gemeinden entnahmen mit der </body> </text></TEI>