<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> VI Einleitung. <lb/>
wurde. Nur ausnahmsweise wurden Schriften in der oberhalbsteinischen <lb/>
Mundart verfasst. <lb/>
Einen bemerkenswerten Versuch im oberhalbsteinischen Dialekt zu <lb/>
schreiben, bilden die Protokolle des Hexenprozesses des Hochgerichtes <lb/>
Bivio und Stalla, welche Gemeinden bereits im 15. Jahrhundert einen <lb/>
eigenen Ammann besassen, der in Streitigkeiten bis zu 25 Plapart entschied. <lb/>
Wir hielten es für billig, die interessantesten der von Kapuzinern <lb/>
geschriebenen Katechismen vollständig wiederzugeben. Der Katechismus <lb/>
von 1755 verdient es, vom kulturhistorischen Standpunkt aus besonders <lb/>
gewürdigt zu werden. <lb/>
Die souveräne Stellung des Hochgerichtes Oberhalbstein erklärt uns <lb/>
die verhaltnismässig reichen Rechtsdenkmäler, die im 18. Jahrhundert <lb/>
eine romanische Redaktion fanden. Wir glauben auch, die jüngere Redaktion <lb/>
des Weistums des Hochgerichtes Obervaz sei bemerkenswert und verdiene <lb/>
eine Wiedergabe in unserer Chrestomathie in ihrer subsettischen Übersetzung. <lb/>
… Gerade in dieser Übertragung liegt das Wertvolle für die Wirtschaftsgeschichte <lb/>
… der Rätoromanen. <lb/>
Die wenigen romanischen Dokumente über die Bergpässe und die <lb/>
Rechte der beteiligten Gemeinden bedeuten einen bemerkenswerten Beitrag <lb/>
zu einer späteren Geschichte des Strassenwesens der Republik der drei Bünde. <lb/>
Wenn ein venezianischer Gesandte im 17. Jahrhundert von den Rätoromanen <lb/>
… rühmt, dass sie ein emsiges Bestreben bekunden, ihrer Jugend <lb/>
eine möglichst gute Ausbilduug zu verschaffen, so finden wir es natürlich, <lb/>
dass auch das Oberhalbstein seine eigenen Schulbücher hat. <lb/>
Es verwunderte sich Suchard mit Recht, dass das intelligente und <lb/>
ökonomisch hochstehende Volk von Wales keine Schulbücher in der keltischen <lb/>
Muttersprache besitze, während bei den Rätoromanen selbst kleine Fraktionen <lb/>
wie das Oberhalbstein solche hätten. <lb/>
Für die grossen Ereignisse der Weltgeschichte war das Oberhalbstein <lb/>
… durchaus kein verlorener Winkel. So gibt der Geistliche Pedretti <lb/>
einen Auszug des „Contract social“ und bekundet seine Sympathie für die <lb/>
Ideen dieses Evangeliums der Staatsumwälzung, während der Gemeindevorsteher <lb/>
… von Savognin in treuherziger Weise seine Aufzeichnungen von <lb/>
jenen traurigen Tagen macht, da französische und österreichische Truppen <lb/>
im Kampfe für die neue und alte Zeit auch das Oberhalbstein besetzten. <lb/>
Ganz schweigen durfte auch die Muse nicht. Aus den Dichtungen <lb/>
des Gion Battista Pool tönt jene tiefe Melancholie des Söldners heraus, <lb/>
der seiner lieben Heimat auch in der Fremde gedenkt, während Rudolf Lanz <lb/>
uns ein treues, anschauliches Idyll einer Hochzeit in Bivio darbietet. </body> </text></TEI>