<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> V Einleitung. <lb/>
Die Landschaft, die wie eine Insel, geographisch trennend und sprachlich <lb/>
… verbindend, sich zwischen das Bündneroberland und Engadin einschiebt, <lb/>
wird durch die Felswand zwischen Tiefenkastel und Conters in Sursess <lb/>
und Sutsess eingeteilt, ähnlich wie wir ein Ober- und Unterengadin, eine <lb/>
Sur- und Sutselva unterscheiden. Die Lage und Geschichte dieser Landschaft, <lb/>
… die den Sammelnamen Oberhalbstein führt, hat es mit sich gebracht, <lb/>
… dass sich daselbst ein eigener Dialekt ausgebildet und erhalten hat. <lb/>
Ein Urbar des Gotteshauses Chur aus dem 14. Jahrhundert nennt <lb/>
das Oberhalbstein „das Tal und Gericht zu Ryams und oberthalb Steins“. <lb/>
Die Männer dieses Gerichtes treten neben den Kanonikern und Ministerialen <lb/>
bei der Bildung des Gotteshausbundes auf; wir begegnen einem eigenen <lb/>
Siegel des Oberhalbsteins bereits im Jahre 1406, da der Obere Bund mit <lb/>
dem Gotteshausbund in Verbindung tritt. Bei der Schlacht an der Calven <lb/>
kämpften die Gemeinden des Oberhalbsteins unter Führung des Benedikt <lb/>
Fontana, der durch seinen Heldentod auf glorreiche Weise zum Siege der <lb/>
Bündner beitrug. <lb/>
Als das Reformationszeitalter kam, hatte das Hochgericht Oberhalbstein <lb/>
… bereits sich vom Bischof unabhängig gemacht und die Volksgemeinde <lb/>
… selbst wählte und bestellte sich den Vogt. Die Tätigkeit der <lb/>
italienischen Kapuziner erhielt dem Lande den alten Glauben, wie uns <lb/>
Pater Clementi in seiner für den Kulturhistoriker wertvollen Geschichte <lb/>
der Kapuzinermissionen in Graubünden erzählt. An der selbstbewussten <lb/>
Inschrift, mit der die Kapuziner das Portal der von ihnen erbauten Kirche <lb/>
in Tiefenkastel schmückten, offenbart sich der Geist, der den Pater Clementi <lb/>
beseelte. Das Hochgericht Oberhalbstein war neben dem von Disentis der <lb/>
gewichtigste Vertreter der katholischen Politik im Lande der drei Bünde. <lb/>
Die italienischen Kapuziner bedienten sich der bedeutenden religiösen <lb/>
Literatur der katholischen Surselva, einer Literatur, an der die ersten <lb/>
Missionäre ihres Ordens einen hervorragenden Anteil gehabt hatten. So <lb/>
kam es, dass das Surselvische die Schriftsprache für das Oberhalbstein </body> </text></TEI>