Band: IV

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In Band IV liegen die Seitenzahlen zwischen 5 und 1032.
Einleitung. 7
… Bilderbibel; diese Spruchweisheit … muss als ein wertvoller Beitrag
zur volkstümlichen Dichtung des 17. Jahrhunderts angesehen werden.
In verschiedener Beziehung interessant ist die romanische Liturgie,
wie sie im 18. Jahrhundert am Heinzenberg üblich war.
Ein unerwarteter Fund machte es uns möglich, drei Schauspiele des
Landrichters Theodor von Castelberg zu geben. Sie zeigen, wie der reichbegabte
… Dichter die fremden dramatischen Stoffe für seine Volksgenossen
zu verarbeiten und echt romanisch zu gestalten wusste, während wir aus
der Cumedia ersehen, wie die von J. J. Rousseau gepredigte Rückkehr
zur Natur im stillen Lugnezertale verherrlicht wurde.
Von der Dorfbühne hinweg und mitten hinein in jene bewegte Zeit,
da die grosse Revolution ihre Wellen über die granitnen Wälle warf, führt
uns das Protokoll der Standesversammlung des Jahres 1794; ein ähnliches
Interesse wecken die Briefe Capol' s, die vom Einfall der Russen über den
Panixerpass erzählen.
Die Urkundentexte … sind ältere Übersetzungen aus dem Deutschen,
enthalten jedoch eine Anzahl seltener Ausdrücke, die eine Veröffentlichung
der Urkunden selbst vollauf rechtfertigen.
Am Schlusse dieses Bandes geben wir in reichlichen Auszügen die
Schriften zweier Männer, die den Versuch machten, eine romanische Einheitssprache
… zu schaffen. Bei Pater Plazidus a Spescha waren wir bestrebt,
aus seinen Studien zur Literaturgeschichte das Bleibende vollständig wiederzugeben.
… Es war uns, dank des bereiten Entgegenkommens des Verlages,
möglich, die eigenartige Orthographie Spescha' s mit ihren eigenen Buchstaben
und Zeichen zu wahren.
Nach Pater Spescha war es Prof. Bühler, der für die utopische
Einheitssprache eintrat; ihm kam bei diesem wohlgemeinten Ringen der
Umstand zugute, dass er seinen grammatikalischen Regeln und Vorschlägen
als Hilfstruppen die Kinder seiner Muse entsenden konnte. Da wir nun,
wie man aus unserer diesem Bande eingereihten Rede entnehmen kann, es
für eine Pflicht hielten, den Unterricht in der Einheitssprache am kantonalen
… Lehrerseminar zu bekämpfen, so glaubten wir, um so vollständiger
Bühlers Vorschläge für die Vereinigung der Dialekte bringen zu sollen,
denen wir charakteristische Proben seiner Tätigkeit als Erzähler und
Dichter beigefügt haben; auf diese Weise kann sich, da diese Waffen nun
wohl für immer ruhen werden, der Leser selbst ein eigenes Urteil über
den vielumstrittenen Einigungsversuch bilden.
Da von den beiden Männern, die eine rätoromanische Einheitssprache
zu schaffen versuchten, der eine, P. Placidus a Spescha, ein Surselver,
der andere, Anton Bühler, ein Subselver war, und da jeder der beiden
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