209 Nachwort.
Was die Auswahl der Texte dieser ersten Lieferung der rätischen
Chrestomathie anbelangt, welche die oberländische Literatur des XVII. Jahrhunderts
… umfasst, so verweist der Herausgeber auf die Worte des Prospektes,
… der unlängst für das ganze auf zwei Bände berechnete Werk ausgegeben
… wurde:
„Es sind aus allen Denkmälern des ersten Jahrhunderts oberländischen
Schriftthums (des siebzehnten) Proben gegeben, weil augenscheinlich jeder
dieser ältesten Texte bei der Manigfaltigkeit der dialektischen Varietäten
und dem Schwanken der historischen Orthographie ein sprachliches Interesse
… besitzt, dem freilich ein entsprechendes literarisches nicht immer zur
Seite steht. Von den Inediten der Kunst- und Volksliteratur sind dem
XVII. Jahrhundert eben aus sprachlichen Gründen nur diejenigen nicht
sehr zahlreichen Stücke zugetheilt worden, welche ausdrücklich oder durch
unzweideutige historische Bezüge aus diesem Jahrhundert datirt oder uns
in einer handschriftlichen Aufzeichnung dieser Zeit erhalten sind. Da die
meisten rätischen Manuscripte aus dem XVIII. und XIX. Jahrhundert
stammen und das Beste der ungeschriebenen Literatur vom Herausgeber
aus dem Munde der Mitlebenden gesammelt ist, so figurirt der grösste und
zugleich werthvollste Theil des rätischen Folklore erst unter den Denkmälern
… des XVIII. resp. des XIX. Jahrhunderts“.
Doch enthält diese an folkloristischem Material ärmste Lieferung einige
bisher unbekannte historische und politische Lieder, ein Weisthum aus dem
Lugnetz und die Flimser Dorfordnung, welche Inedita für den Literar- wie
für den Kulturhistoriker von Interesse sind.
Die Aufnahme der Contrasti (Feuer und Wasser, Leib und Seele), sowie
… des Totentanzliedes rechtfertigt sich durch das Interesse, welches die
Vergleichung der rätischen Behandlung dieser Stoffe mit der ausländischen
bietet. —
Romanische Forschungen IV. 14
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