<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> IX Einleitung. <lb/>
In seinem Beginne trägt das siebenzehnte Jahrhundert dasselbe Gepräge <lb/>
… wie das ausgehende sechzehnte: die geistige Arbeit wird im Interesse <lb/>
der religiösen Bewegung emsig fortgesetzt; protestantische Lehre und protestantischer <lb/>
… Kultus schlagen tiefere Wurzeln im Engadinervolke, und <lb/>
protestantischer Geist regt sich kraftvoll bis zur Gewaltsamkeit in Religion <lb/>
und Politik. Dann aber ruft das blutige Strafgerieht von Thusis einer <lb/>
Reaktion, die mit ihrer Sturmflut das Gefüge rätischen Staatswesens bis <lb/>
auf den Grund erschüttert und im besondern die Freiheit des Engadins <lb/>
zu begraben droht. Der todesfreudige Heldenmut des Volkes und die <lb/>
rücksicktslose Tatkraft eines Jörg Jenatsch geben dem Lande seine <lb/>
Selbständigkeit wieder. <lb/>
Was religiös und politisch diese Zeit bewegt: Reformation nnd Gegenreformation, <lb/>
… kommt im Liede wie im Gebet zum Ausdruck. Das Lied <lb/>
vom Untergange von Plurs, die Dedikation des Gebetbuches von Peter <lb/>
Schalchett an seine Tante, der Brief von Jenatsch, der ergreifende Nachruf <lb/>
des Clau Thunet Vuolp auf die treue Gefährtin seines Exils sind ebenso <lb/>
viele kostbare Zeugen des Empfindens jener Tage. <lb/>
Es ist oft genug ein leidenschaftliches Empfinden, und leidenschaftlich <lb/>
polemisch ist vielfach die Literatur, die diesem Empfinden entsprungen. <lb/>
Wir verstehen sie, wenn wir uns gegenwärtig halten, dass so manches <lb/>
Buch mitten im Kampfe oder in bitterer Erinnerung an ihn geschrieben <lb/>
worden ist. Einem Autor, der eben erst die Feder mit dem Schwerte <lb/>
vertauscht hat oder fern von der Heimat das Brot der Verbannung isst, <lb/>
werden wir ein hartes Wort nicht allzu hoch anrechnen. <lb/>
Mit dem Frieden regt sich im Schirm der neu errungenen Freiheit <lb/>
wieder freudige Schaffenslust. Da entstehen die kernigen Lieder des <lb/>
Johannes ex Martinis, die zum Besten gehören, was die Literatur der Rätoromanen <lb/>
… überhaupt hervorgebracht hat. Als Resultat einer Arbeit von </body> </text></TEI>