<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> VII Vorrede. <lb/>
Das erste Denkmal der geschriebenen Litteratur der Rätoromanen, <lb/>
das Lied vom Müsserkriege, wuchs aus jener siegesfreudigen und selbstbewussten <lb/>
… Stimmung hervor, welche die glorreichen Kämpfe des Schwabenkrieges, <lb/>
… vorzüglich die Entscheidung an der Calven - Klause, im Bündner <lb/>
Volke geweckt hatten. Es schien, als ob die junge Litteratur den patriotischen <lb/>
… und politischen Bestrebungen, die in diesem Volke lebendig waren, <lb/>
freudigen Ausdruck geben sollte. <lb/>
Da kam die Reformation. Alles trat zurück neben den religiösen <lb/>
Interessen, und die Glaubenskämpfe wurden mit einer Leidenschaft geführt, <lb/>
welche an die Naturmächte des Hochgebirgs mahnen. Gerade aus dem <lb/>
Engadin, dessen Litteratur dieser Band gewidmet ist, stammten die hervorragendsten <lb/>
… Vorkämpfer der neuen Lehre, und die litterarischen Arbeiten <lb/>
eines Bivrun und Campell waren es, welche an den Ufern des Inns den <lb/>
Sieg dieser Lehre entschieden. <lb/>
Nachdem der Vater des rätoromanischen Schrifttums, Johann Travers, <lb/>
die ersten Dramen übersetzt hatte, folgten — meist Uebertragungen nach <lb/>
Zürcher Drucken — eine ganze Reihe solcher Spiele, die unter grosser <lb/>
Teilnahme des Volkes zur Aufführung gelangten. Auch das Theater diente <lb/>
den religiösen Kämpfen; sogar eine Disputation zwischen den Vertretern <lb/>
des alten und des neuen Glaubens erschien als geeignet zu dramatischer <lb/>
Bearbeitung und zur Darstellung auf der Bühne. <lb/>
Das Volkslied, das noch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts frische <lb/>
Blüten getrieben hatte — wir ersehen das aus den Liederanfängen, die <lb/>
Campell uns aufbewahrt hat —, musste dem religiösen Liede weichen. Die <lb/>
Hochzeitsreden mit ihrem derben Humor und schlagenden Witz wurden <lb/>
ernst, gemessen, mit biblischen Citaten durchsetzt. Der strenge puritanische <lb/>
Geist machte sich hier auf Kosten des nationalen geltend. <lb/>
Von den Anfängen des Schulwesens erzählt uns das Lied vom A B C, <lb/>
und altengadinisches Leben spiegelt sich in der Reimchronik des Richters <lb/>
Aliesch. </body> </text></TEI>