<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> XX Einleitung. <lb/>
Meisterstück, das die Klarheit des Volksliedes mit der Kraft der klassischen <lb/>
… Sprache und edlen Form verbindet. Das romanische Drama Clau <lb/>
Maissen, aus dem wir mehrere der besten Scenen bieten, ist unstreitig <lb/>
das beste Drama des ganzen rätischen Gebietes. Wenn das Somvixer <lb/>
Passionsspiel durch das Einflechten echt nationalen Lebens ganz unser ist, <lb/>
so gebührt dem Clau Maissen von Carnot ein ähnliches Lob. Seine <lb/>
dichterischen Arbeiten werden öfters wegen zu großer Weichheit des Gemütes <lb/>
… gerügt. <lb/>
Giachen Mihel Nay berauscht sich am Wohlklang seiner herrlichen <lb/>
ganz romanischen Sprache, die in wohlklingendem Rhythmus dahingeht. <lb/>
Öfters scheint er sich nur wenig um den Inhalt zu kümmern; wenn' s nur <lb/>
rauscht wie der Rhein, der an seinem Hause vorbeifließt; was mitwandert <lb/>
ob unpassende Ausdrücke oder unorganische Strophen kümmert ihn wenig. <lb/>
Neben Gedichten größter Kraftfülle wie das balladenartige il bov de Lavaz, <lb/>
il pegn d' untgidas, la bova, la schetga, hat er zarteste Töne angeschlagen <lb/>
in la filiera, la spassegiada nocturna, la merlotscha. Als beißender Dorfsatyriker <lb/>
… kündet er sich im Ragners und im ad in materialist. Die neueste <lb/>
Ballade Gieri Jenatsch hebt mit viel Kraft an, aber er ermüdete, ehe er <lb/>
sie zu Ende gestaltet hatte. <lb/>
Gion Disch hat viel Talent, giebt sich aber zu wenig Mühe um gefeiltere <lb/>
… Formen und um den Wohlklang der Metrik. Er ist ein Sänger <lb/>
mit einem Herzen voll Vaterlandsliebe. Seine Perle ist il pegn. Er zeigt <lb/>
eine Vorliebe für die Satyre, ohne immer geistreich mit der Rute zu streichen. <lb/>
Thomas Derungs singt mit Kraft im Versmaß und in den Bildern <lb/>
des klassischen Altertums, weniger im Volkston. Die beiden Gedichte auf <lb/>
Tuor und Muoth sind wirklich granitne Monumente auf Dichtergräbern. <lb/>
Eduard Muoth bietet in seinen Liedern viele Bilder aus der Natur — <lb/>
besonders aus dem Blumenreiche — in guter romanischer Sprache; ihm <lb/>
fehlt oft die Kraft der weisen Selbstbeschränkung. Rest Antoni Solèr hat <lb/>
viele zarte Töne in populärer Sprache, die im Versmaße aber nicht immer <lb/>
ohne Härten ist. Alexander Pfister zeigt ein ausgeprägtes Sprachgefühl <lb/>
und besingt das heimatliche mit großem Enthusiasmus; aber er giebt sich <lb/>
öfters etwas nachlässig in den Reimen und im Versmaß. Pieder Vincenz <lb/>
hat drei gute Gelegenheitsgedichte. Modest Nay ist der jüngste der in <lb/>
diesem Bande vertretenen Dichter, der mit dem sprichwörtlichem Sprachreichtum <lb/>
… seiner Heimatgemeinde wohl umzugehen weiß. Er singt in einer <lb/>
plastischen, wohlklingenden Sprache und in sauberer Metrik. Der poetische <lb/>
Inhalt ist gut aufgebaut und einheitlich gestaltet. <lb/>
Der Prosateil dieses Bandes enthält nur einige romanische Originalarbeiten <lb/>
… von Dr. Decurtins, deren in dieser Einleitung bereits Erwähnung </body> </text></TEI>