<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung. XIX <lb/>
Stelle vollständig abgedruckt ist, veranlasste, daß die Schweizerische <lb/>
Schillerstiftung im Dezember 1918 als Anerkennung für sein dichterisches … <lb/>
Schaffen eine Ehrengabe verabfolgte. In den Originalarbeiten des Dichters <lb/>
gelangt oft das Gefühl zu wenig zur Geltung. <lb/>
Die Dichterfamilie Tuor, Gion Antoni, der Vater und seine zwei <lb/>
Söhne Alphons und Alois klingt gut ineinander. Der Vater zeigt seine <lb/>
sarkastische Ader bei ziemlich ungepflegter Form in „Las troccas ed ils <lb/>
trocchists“, während aus dem „Davos comiau“ eine tiefzitternde aber ergebene <lb/>
… Melancholie tönt. Sarkasmus und Melancholie gingen ungeschmälert <lb/>
… auf den Sohn Alphons über, die durch eine langwierige Krankheit, <lb/>
… welcher er schon mit 33 Jahren (1904) erlag, reichliche Nahrung <lb/>
erhielten. Was er aus seinen Leiden herausgesungen hat, bildet und bietet <lb/>
neben den Heimwehliedern und dem unvergleichlichen „semnader“ die reifste <lb/>
und gewiß unvergängliche Frucht seiner Muse. Aus der anfänglich <lb/>
mangelhaften Form und unnötigen Länge arbeitete er sich mit größter <lb/>
Energie zu einer sorgfältigen Sprache und gedrängten Vollendung empor. <lb/>
Kein romanischer Dichter hat sich wie er in den meisten Versmaßen der <lb/>
Völker versucht. Seine zahlreichen religiösen Lieder werden gerne gesungen, <lb/>
… entbehren aber größerer Originalität und dürfen nicht neben der <lb/>
„Consolaziun dell' olma“ stehen, trotzdem sie in der Kirche dieselbe vielfach <lb/>
… ersetzten. Die zahlreichen satirischen Lieder sparen weder Pfeffer <lb/>
noch Salz. In den Schau- und Lustspielen, die teils Originale, teils freie <lb/>
Übersetzungen sind, suchte er zu oft den Volkston in allzu trivialen Ausdrücken, <lb/>
… wobei der Geist, der im Original war, sich verflüchtigte. Sein <lb/>
Bruder Alois bietet uns einen kostbaren Strauß unveröffentlichter Gedichte, <lb/>
die bei ansprechender Gemütstiefe in tadelloser Sprache und angenehm <lb/>
singender Metrik zum Besten gehören, was wir besitzen. <lb/>
Gion Cadiely hat Lieder voller Wehmut, wie solche bei den Bergvölkern <lb/>
… charakteristisch sind. Form und Aufbau sind so hell durchsichtig, <lb/>
daß die Gedichte dahinzufließen scheinen, wie die Quelle über das weiche <lb/>
Moos des Waldes. Die sarkastischen Sittenbilder offenbaren einen scharf <lb/>
beobachtenden Dorfsatyriker. Es will uns scheinen, er bemühe sich zuweilen <lb/>
… zu wenig um eine gewähltere Sprache und meide nicht alle Härten <lb/>
im Versmaß. <lb/>
P. Maurus Carnot ist ein in deutscher und romanischer Sprache gleich <lb/>
gewandter Dichter, der durch seine literarische Studie im „Lande der <lb/>
Raetoromanen“ und durch private Anregung auf die ganze rätoromanische <lb/>
Literaturbewegung großen Einfluß ausübt. Was er mit seinem poetischen <lb/>
Wunderstab berührt, wird bei ihm wie bei Clemens Brentano sofort poetisch <lb/>
selbst das einfache Kalenderlied. Sein „criec d' aur“ ist ein geniales <lb/>
II* </body> </text></TEI>