<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> XVIII <lb/>
Einleitung. <lb/>
… es ist das getreue Abbild seines ganzen Schaffens. Es nimmt sich <lb/>
wie die Freude über das Gelingen seiner Lebensarbeit aus, wenn er im <lb/>
Jahre 1910 die „Canzuns de Baselgia de Tarasp“ in gothischer Schrift <lb/>
mit den naiv köstlichen Bildern der gothischen Zeit in den Initialen abschreiben <lb/>
… und vervielfältigen läßt. <lb/>
Aus diesem Vorwort und der notdürftigsten Aufzählung der Bände <lb/>
der Chrestomathie, die am Ende dieser Zeilen folgt, wird man erkennen, <lb/>
daß er ein Werk für sich und das romanische Volk errichtet hat, über <lb/>
welches er sich freuen durfte. Seine Arbeit weckte aber auch neues literarisches <lb/>
… und nationales Leben. Die Dichter des gegenwärtigen Bandes <lb/>
geben dieser Idee lebhaften Ausdruck. Eine strichweise Würdigung derselben <lb/>
… dürfte Beachtung finden. <lb/>
Die Reihenfolge der in diesem Bande auftretenden Dichter soll keineswegs <lb/>
… eine Klassifikation ihrer Arbeit bedeuten; wir reihten sie lediglich <lb/>
nach der Einreichung der Manuskripte aneinander; auch haben wir die <lb/>
jüngeren Sterne, die erfreulicherweise aufzugehen beginnen, unberücksichtigt <lb/>
… gelassen, damit sie in Bescheidenheit zu den Höhen der Musen sich <lb/>
empormühen. In der Auswahl der Gedichte suchten wir dasjenige zu <lb/>
treffen, was zur Charakteristik des Dichters am meisten beizutragen schien <lb/>
und zugleich durch Form und Inhalt bleibendem Wert haben dürfte. Bei <lb/>
einzelnen Gedichten war das Kulturhistorische oder das spezifisch Nationale <lb/>
trotz ungenügender Form ausschlaggebend. Wir halten die romanische <lb/>
Bewegung für so gefestigt und die Bedeutung der Dichter für so groß, <lb/>
daß selbst das vielgefürchtete aber allgemein gewünschte Anlegen des <lb/>
Messers der Kritik zur Veredlung der Bäume, anstatt zum nutzlosen Saftverlust <lb/>
… beitragen wird. <lb/>
Derjenige Dichter, der die neuere Poesie ganz vorzüglich bereichert <lb/>
hat und dabei stofflich von Decurtins am meisten Anregung entgegennahm, <lb/>
ist Florin Camathias, ein Epiker, der in kristallheller Sprache ohne nennenswerte <lb/>
… Härten und Germanismen sauber im Rhythmus und Versmaß drei <lb/>
kostbare Epen und dazu ein Schauspiel, ein Lustspiel und zahllose Lieder <lb/>
dem romanischen Volke schenkte. Wie Uhland hat er das Talent seine <lb/>
Stoffe in epischer Ruhe und Anschaulichkeit vorzuführen, Gestalten der <lb/>
Vergangenheit aus den Ruinen der rätischen Schlösser hervorzuzaubern, <lb/>
kulturhistorische Bilder damit zu verweben und in romantischer Zauberbeleuchtung <lb/>
… alte Sagen und Märchen zu erzählen. Zahlreiche meisterhafte <lb/>
Übersetzungen der lateinischen Völkerfamilie, die eine neue nationale und <lb/>
literarische Bewegung in den letzten Zeiten hatte, wirkten auf ihn wie <lb/>
Herders „Stimmen der Völker“. Decurtins wies ihn diesen Weg. Vorab <lb/>
das Epos „Historias dil munt Sogn Gieri“, das in diesem Bande an erster </body> </text></TEI>