Einleitung. XI
Aus dem rätoromanischen Märchenschatze bot er in der gleichen Zeitschrift
… die Erzählung der „treuen
Freunde“ 1)
(S. 376 des Jahrg. 1876/77)
und im folgenden Jahrgang erzählt er aus dem Romanischen „vom Vöglein,
das die Wahrheit erzählt“. (Jahrg. 1877/78 S.
13.) 2
Der gleiche Jahrgang der Monatrosen enthält auch einen Vortrag, den
Decurtins in Chur über „das Somvixer Passionsspiel“ hielt. Dieses nach
dem Urteile Böhmers „schönste Denkmal echt nationaler Poesie“ erfaßte
den jungen Mann derart, daß es ihn nicht mehr los ließ. Im Jahre 1881
ließ er in Freiburg, Imprimerie Catholique Suisse, den im Jahre 1873
aufgefundenen Text des Somvixer Passionsspieles 3), die Dertgira nauscha 4)
La Pissiun de
Lumbrein 5
abdrucken. Er hatte die Absicht, diese Ausgabe
… und wahrscheinlich noch andere romanische literarische Werke unter
dem Titel „Denkmäler rätoromanischer Sprache und Literatur“ ins Volk
hinauszutragen. Nur wenige Exemplare kamen an die Öffentlichkeit. Es
scheint, daß er vor den Willkürlichkeiten des ersten Abdruckes zurückschrak.
… Hernach besorgte er 1896 eine zweite diplomatisch genau kopierte
Ausgabe; aber auch diese fand keine Gnade, entweder weil sie noch immer
mangelhaft war oder weil inzwischen der Plan in ihm heranreifte, einige
der wichtigsten Denkmäler der rätoromanischen Literatur in einem Ergänzungsband
… der Rätoromanischen Chrestomathie vollständig herauszugeben.
Das ist dann wirklich geschehen. 1912 veröffentlicht er den Ergänzungsband
… mit der Passiun de Somvitg, La Passiun da Lumbrein, La Dertgira
nauscha, und verbindet damit in ausführlichen Einleitungen die reife Frucht
seiner vieljährigen Studien über diese Volksspiele. Einzelne Proben dieser
drei Nationalspiele (auch Paralleltexte zur Dertgira nauscha) finden sich in
der Rätoromanischen Chrestomathie Bd. I S. 425 — 452.
1879 publizierte Decurtins im Bündnerischen „Fremdenblatt und
Kursalon“ 6) Rätische Studien. I. Teil: „Das Märchen“. Ohne die
allen Völkern gemeinsamen Züge zu negieren, erweist er den spezifisch
rätischen Charakter des rätischen Märchens aus dem Märchen von den drei
Winden „ils treis
lufts“ 7).
Im folgenden Jahre erscheint die Fortsetzung II
„Unser Rätsel“. Aus diesen klingen uns Erinnerungen uralten Glaubens
und uralter Poesie entgegen. Diese wertvollen Studien schließen mit dem
1) Rätor. Chrest. Bd. II S. 32 (enthält das romanische Original).
2)
Rätor. Chrest. Bd. II S. 23 (enthält das romanische Original).
3)
Textprobe D. Chr. Bd. I S. 425 — 435.
4)
Textprobe D. Chr. Bd. I S. 439 — 452, zwei Texte.
5) Textprobe D. Chr. Bd. I S. 435 — 438.
6) Druck F. Gengel, Chur.
7)
Rätor. Chrest. Bd. II S. 63.
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