<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> 4 <lb/>
La Passiun da Somvitg <lb/>
Volke erhalten bleibe. Wir haben dann die Passiun da Sumvitg in wenigen <lb/>
Exemplaren in Freiburg drucken lassen 1) und dachten, diese Ausgabe ins <lb/>
Volk hinauszutragen. Später besorgten wir eine diplomatisch genaue Ausgabe <lb/>
2), gleichfalls durch die Imprimerie catholique suisse, die aber nicht <lb/>
in den Buchhandel gekommen ist. Das Ergebnis unserer ersten Forschung <lb/>
über das Passionsspiel haben wir im Vortrag: „Das Somvixer Passionsspiel“ <lb/>
(Monatsrosen des Schweiz. Studentenvereins XXII, 3ff.) … mitgeteilt. <lb/>
Heute wie damals steht aber das Somvixer Passionsspiel mit ungelösten <lb/>
Rätseln vor dem Forscherauge. Wie wir im Vorwort bemerkten, <lb/>
beschränkt sich unsere Aufgabe darauf, alles zu sammeln, was sich noch <lb/>
in der Überlieferung des Volkes findet und einiges Licht auf die Entstehung <lb/>
und Gestaltung des Spieles werfen kann; deshalb muss alles geschichtliche <lb/>
und kulturgeschichtliche Material herbeigezogen werden, das <lb/>
uns das Milieu erklärt, aus dem das Spiel herausgewachsen ist. Ein <lb/>
längeres Studium der Passionsspiele … der grossen Nachbarvölker hat <lb/>
uns auch nicht die leiseste Andeutung über die Herkunft jener ersten und <lb/>
letzten Szenen gegeben, die wir für die älteren Bestandteile desselben <lb/>
halten. Wenn wir im obgenannten Vortrag glaubten, im Abschiede Jesu <lb/>
von Maria, wie ihn das italienische Mysterium Rappresentazione della Cena <lb/>
e Passione di Mess. Castellano Castellani 3) gibt, das Vorbild für den <lb/>
gleichen Gegenstand im Somvixer Passionsspiel gefunden zu haben, so <lb/>
können wir diese Annahme heute nicht mehr mit derselben Zuversicht <lb/>
vertreten. <lb/>
Die Hoffnungen, die wir auf die von Wackernell veröffentlichten <lb/>
Passionsspiele 4) des benachbarten Tirols setzten, haben sich nicht erfüllt; <lb/>
gerade die Spiele eines alträtischen Landes, das in Geschichte, Volksglauben <lb/>
und Volksbrauch sonst so vieles mit uns gemeinsam hat, zeigt <lb/>
die Selbständigkeit und Eigenart unseres Passionsspieles. Diese schroffe <lb/>
Eigenart hat jede sichere Spur des Pfades verwischt, der zur Auffindung <lb/>
einer Vorlage führen könnte. An die älteren Passionsspiele erinnern uns <lb/>
die Szenen I, III und IV, der Abschied Jesu von Maria, das Abendmahl <lb/>
und die Ölbergszene; die II. Szene hingegen, die Beratung der Synagoge, <lb/>
wie man Jesum fangen könnte, gehört der gesamten Führung nach zu den <lb/>
Gerichtsszenen, die durchaus originell sind. Die Ermahnung Jesu an die <lb/>
ihn begleitenden Frauen und die wenigen vom Kreuz herab gesprochenen <lb/>
1) La Passiun da Somvitg, Fribourg, Imprimerie catholique suisse. <lb/>
2) Decurtins, Denkmäler rätoromanischer Sprache und Literatur p. 1 — 87. <lb/>
3) Sacre Rappresentazioni dei secoli XIV, XV e XVI Raccolte e illus <lb/>
trate per cura di Alessandro d' Ancona. Volume I, p. 303 — 356. <lb/>
4) J. E. Wackernell, Altdeutsche Passionsspiele aus Tirol. </body> </text></TEI>