<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> 3 LA PASSIUN DA SOMVITG. <lb/>
Einleitung. <lb/>
Das Somvixer Passionsspiel ist zweifellos das bedeutendste und <lb/>
nationalste aus allen uns erhaltenen Volksspielen; das von allen europäischen <lb/>
Völkern behandelte Thema hat hier die eigenartigste Bearbeitung <lb/>
gefunden und in der weiten Literatur der Passionsspiele wird sich kein <lb/>
Spiel finden, das so wie das Somvixer die Passion ganz auf den Boden <lb/>
der eigenen Geschichte und in die Mitte des eigenen Volkes stellt. <lb/>
Lange suchten wir nach irgendeiner schriftlichen Aufzeichnung über <lb/>
das Passionsspiel, von dem die alten Männer und Frauen in der Cadi <lb/>
anfangs der siebziger Jahre noch so vieles wussten, dem sie selbst beigewohnt <lb/>
hatten, das noch im Alter ihre Phantasie so lebhaft erfüllte, dass <lb/>
sie mit Begeisterung Einzelheiten aus dem Spiel lebenswarm erzählten. <lb/>
Allein alle Nachforschungen blieben lange vergebens. Keine der uns erhaltenen <lb/>
Urkunden, keine der Briefe und Aufzeichnungen des 15., 16., 17. <lb/>
und 18. Jahrhunderts, wie sie in Gemeindearchiven ruhen, keine der älteren <lb/>
Tauf- und Totenbücher gaben uns irgendwelche Kunde vom Somvixer <lb/>
Passionsspiel. So setzten wir unsere Hoffnung auf irgendeinen glücklichen <lb/>
Fund in Privathäusern, wo wir so manches Volksbuch, manch <lb/>
seltenes Lied und wertvolle Aufzeichnung bald auf dem Estrich, bald in <lb/>
einem Keller entdeckt hatten. Wieder schienen alle Nachforschungen ohne <lb/>
Erfolg zu sein. Selbst das Kopialbuch der Schmid von Grüneck, das für <lb/>
die Gemeindegeschichte von Somvix so ergiebig ist, schweigt über das Passionsspiel. <lb/>
Bereits war alle Hoffnung geschwunden, das so gepriesene <lb/>
Passionsspiel könnte noch aufgefunden werden; da brachte uns im Jahre <lb/>
1873 Lehramtskandidat Alois Cajacob zwei Handschriften des Somvixer <lb/>
Passionsspieles und eine Reihe von Rollen, die offenbar bei der letzten <lb/>
Aufführung gedient hatten. Auf unsere Bitte hatte der glückliche Finder <lb/>
fleissig Nachschau gehalten, die einzigen uns erhaltenen Handschriften gefunden, <lb/>
die er gegen geringen Entgelt abtrat, da es ihm ja in erster Linie <lb/>
daran lag, dass dieses Denkmal rätoromanischer Literatur dem rätischen <lb/>
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