Band: XIII

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In Band XIII liegen die Seitenzahlen zwischen 7 und 246.
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Vorwort
sehr schwierig, ja beinahe unmöglich, etwas sicheres über die Spiele zu
vernehmen. Dennoch und gerade deshalb halten wir es für unsere Pflicht,
ehe die frühere so reiche Überlieferung ganz verstummt, mit Benutzung
der wenigen historisch sicheren Daten und bei sorglicher Berücksichtigung
des Milieu, aus dem diese Erzeugnisse rätischen Gebietes hervorgewachsen
sind, wenigstens den Versuch zu machen, eine geschichtliche Darstellung
dieser Spiele zu geben.
Wenn das Passionsspiel von Lumbrein, mit dem von Somvix verglichen,
weniger Interesse bietet, so ist hingegen die „Dertgira nauscha“ eine
originelle Darstellung des im Mittelalter so häufig episch und dramatisch
behandelten Kampfes zwischen Fastnacht und Fastenzeit. Die Forschungen
zur „Dertgira nauscha“ führten uns auf die Darstellung des Streites zwischen
Winter und Frühling bei den Rätoromanen und haben es uns ermöglicht,
nach den gründlichen Untersuchungen von Uhland bis Mannhardt, uns
aus den noch erhaltenen Fragmenten alter Sitten und alten Glaubens eine
Vorstellung vom Winter - austreiben bei den Rätoromanen zu machen. Gerade
die „Mantinadas“ bieten uns ein Beispiel, das für die späteren Jahrhunderte
charakteristisch, wie nämlich der Kampf zwischen Winter und
Frühling, Fasching und Fastenzeit miteinander vermengt wurde.
Das „Jungmannschaftsgericht“ (la dertgira dils mats) nötigte uns, diese
Genossenschaft und ihre Stellung in Rechten und Gebräuchen bei den
Rätoromanen eingehender zu behandeln.
Wir mussten unsere Aufgabe darin erblicken, die im Volk und in
der Erinnerung noch nicht ganz erstorbenen Anschauungen und Gebräuche
zu Hilfe zu ziehen, um die alten Spiele in ihrer ausgesprochenen Eigenart
zu erklären und literarhistorisch zu würdigen. Der Umstand, dass
die ehrwürdigen Matronen und grauen Männer, die von der alten Zeit
noch etwas wissen, bald alle ins Grab gestiegen sind, wird den Abschluss
dieser Forschungen als notwendig und erklärlich erscheinen lassen.
Da wir uns hierbei nicht auf dokumentarische Anmerkungen, wie sie
sich im Schlussband der Chrestomathie finden werden, beschränken konnten
und zudem nicht selten zu schwankenden Hypothesen greifen mussten, so
hielten wir es für angezeigt, den drei Spielen ein Ergänzungsheft einzuräumen,
das einzige für das Sur- und Subselvische.
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