Band: XIII

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In Band XIII liegen die Seitenzahlen zwischen 7 und 246.
Malboroug, Volksgesänge, Totenklagen
227
Ihre Verfasser sind aus jedem Alter und Geschlecht. Die Samadner
Bärenjagd hatte eine Magd in Cellerina … zum Verfasser. Man beantwortet
sie nicht.
f. 2r Malboroug wird auch gesungen — ohne von der Geschichte
noch vom Inhalt etwas zu verstehen. Die Ostereicher … … haben auch manches
Liedgen zurükgelassen.
p. 39. Volksgesänge hört man auf den Straßen selten oder nie. Das
Volkslied: Haviand in Vanitad etc. hörte man vorzeiten, nun nicht mehr.
Im U. Engedin, nicht hier, ist Sitte, bey der ledigen Gesellschaft, auf
Bänkelgesellschaften Psalmen zu singen und mit Gesang Tänze den Hengert
zu enden. In Schenken singt kein O. Engediner.
p. 41. Kaum wird der lezte Athemzug von sich gegeben, dazu man
ängstlich die benachbahrte … ruft — so wird die Leiche in ein weises Tuch
eingenächet und auf ein Britt gelegt. Das Stunden lange Geläut aller
Gloken verkündet den Tod. Der Wohnstube Spiegel wird verkehrt, mit
dem Ruken vorwerts aufgestellt. Bey etwas vermögendn wird der Tisch
schwarz gedekt. Gewöhnlich läßt man 24. Stunde vor der Begräbniß ablaufen.
Am Begleitungstage wird gewöhnlich um 9. Uhr Morgens 1. Stunde
lang wiedergeläutet, (man nennt es il seng della fossa). Die Verwandschaft
sezt sich rechts und links der Leiche die gewöhnlich schon im Sarge
ligt. Da eylt alles herbey … zum Leydklagen. Die nächste Anverwandtinen …
stimen durch 5 halbe Töne aufwerts ihr Klaglied an und tremuliren
2 — 3. Töne wieder abwerts; fangen wieder um einem halben Ton höcher
ihre Klage an und setzen es bis zum Ermüden so fort. Sind Müter und mehrere
Töchter in der Trauer: so ist 's ein wunderliches Gewinsel durcheinander
— mit Worte begleitet, o chera, chera, chera Mama — / bis / auch O chera
pigna! tü nun schodaregiast pü mieu cher Bap. O Dulur, Dulur. Davoser
… die hier wohnen, klagen auch wie die Engadiner Weiber. Als einst
ein Steinsprenger an der Arbeit tod blieb, war die Klage: O chio plain
saung e pleias. Eine junge Witwe klagte beym Tod ihres Mañes O Dieu,
cha Vaidgua giuvna ch' eau sum! Ab der Samlung solcher Klägden —
koñte man ganze Seiten ausfüllen. Die Mäner sitzen bemäntelt gewöhnlich
schweigend, Rechts dem Sarg . . . . . .
p. 43. Beym Ausheben des Sargs aus der Stube läßt sich das
tremulante Klagelied zu 2 — 4 Stimen laut hören . . . Das Geläut schweigt. Der
Pfarer vorantritt und geht mit den Männern zur Kirche. Die Weiber blieben
vormals auf dem Begräbnißplatz, knieten auf dem Grabhügel, prosternirten
… sich darauf und führten das so verruchte Jamergeschrey. Weiber
von kürzlich verstorbenen thaten zugleich das gleiche auf den noch frischen
Grabhügel und ließen den Pfarer und seiner Gesellschaft in der Kirche
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