<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> 158 LA DERTGIRA NAUSCHA. <lb/>
Einleitung. <lb/>
Das den Rätoromanen eigene Schauspiel der „Dertgira nauscha“ scheint <lb/>
aus jenen Gebräuchen herausgewachsen zu sein, durch die der Wechsel der <lb/>
Jahreszeiten gefeiert wurde. Bereits in jenen Aufzügen und festlichen Darstellungen, <lb/>
die dem Vegetationsdämon geweiht waren, finden wir zahlreiche <lb/>
Ansätze zum Drama, eine lebendige und energische Handlung, sowie einen <lb/>
lebhaften Dialog. <lb/>
Es ist wohl am richtigsten, wenn wir hier zuerst die Feier zu Ehren <lb/>
des Vegetationsdämons, wie wir sie bei den Rätoromanen finden, in ihrer <lb/>
ältesten Gestalt nachweisen; denn die Darstellung des Gegensatzes der <lb/>
Jahreszeiten, der Streit zwischen Sommer und Winter verband sich beim <lb/>
rätoromanischen Volke schon früh mit jener anderen, ins graue Altertum <lb/>
zurückgehenden Feier. In der Darstellung des Streites zwischen Sommer <lb/>
und Winter, im Vorfrühling, wenn Frost und Frühling sich die Wage <lb/>
halten, traten allmählich Fasching und Fastenzeit an die Stelle von Sommer <lb/>
und Winter, sodass in den im 19. Jahrhundert noch üblich gewesenen <lb/>
Gebräuchen die Überreste der drei Feierlichkeiten vielfach durcheinandergingen. <lb/>
Daher ist es nicht leicht, aus den uns erhaltenen späteren Gebräuchen <lb/>
das Erbe der einzelnen Feste auszuscheiden. <lb/>
Sehen wir uns die verschiedenen Gebräuche näher an, von denen uns <lb/>
sichere Kunde ward! <lb/>
Im Etschland wurde noch im 18. Jahrhundert von Buben und Mädchen <lb/>
das Wilde - Mann - Spiel aufgeführt. Zingerle gibt uns nach den Erzählungen <lb/>
einer alten Magd eine genaue Schilderung dieses Spieles, wie es zu Marling <lb/>
bei Meran üblich war 1). In Festtagskleidung gingen die Mädchen in den <lb/>
1) Einiges über den wilden Mann in Zeitschrift für D. Mythologie und Sittenkunde, <lb/>
III. Band, S. 196 — 203. </body> </text></TEI>