<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung 13 <lb/>
das bereits ausgeschriebene Lustspiel durch das Passionsspiel zu verdrängen, <lb/>
an dem bereits schon 6 Wochen geübt worden sei und für das schon viele <lb/>
Kosten vorausgabt wurden; das Verbot der Aufführung würde grosse Unzufriedenheit <lb/>
und grössere Unruhe hervorrufen, als die Aufführung des <lb/>
zur Erbauung des Volks bestimmten Spieles. <lb/>
Canonicus Henni denkt beim Worte „gemacht“ wohl nicht an die <lb/>
Autorschaft Thetgiels am Passionsspiel, sondern an die Aufführung unter <lb/>
Direktion des Pfarrers. Wenn die Passion von Thetgiel dreimal aufgeführt <lb/>
wurde, so haben wir rückwärts zählend folgende Jahre: 1787, <lb/>
1777, 1767, unter Voraussetzung ungefähr gleicher Zwischenräume, ist <lb/>
die letzte Redaktion älter, erhielten wir dann 1757 und 1747, welch <lb/>
letzteres Jahr unserer obigen Datierung der letzten Redaktion entsprechen <lb/>
würde. <lb/>
Wenn das Spiel, wie es uns heute vorliegt in die erste Hälfte des <lb/>
18. Jahrhunderts fällt, so gehen dessen Anfänge doch wahrscheinlich ins <lb/>
Mittelalter zurück. Wir glaubten, dieselben mit dem Collegium devotorum <lb/>
von St. Benedikt bei Somvix in Verbindung bringen zu sollen, über das wir <lb/>
eine interessante Aufzeichnung aufgefunden haben, wahrscheinlich vom <lb/>
P. Augustin Stöcklin, dem verdienten Forscher schweizerischer Geschichte <lb/>
überhaupt und der Geschichte der Klöster Pfäffers und Disentis insbesondere, <lb/>
welche wir als Beilage D wiedergeben. <lb/>
Die fromme Vereinigung dort auf sonniger Höhe ob Somvix, an der <lb/>
ältesten Strasse gelegen, die über den Lukmanier nach Italien führte, hat <lb/>
vielleicht zum ersten Male das Passionsspiel aufgeführt oder dessen Aufführung <lb/>
veranlasst. Bei der letzten Aufführung 1813 diente noch das <lb/>
„Hungertuch“ der Kirche St. Benedikt als Vorhang. Das Institut zerfiel <lb/>
im Anfange des 16. Jahrhunderts, wo das mit ihm eng verbundene Kloster <lb/>
Disentis selbst dem Untergange nahe zu sein schien. Das vom Abt Jakob <lb/>
Bundi restaurierte Kirchlein aber blieb noch lang ein gern besuchter <lb/>
Wallfahrtsort. Anfangs des 18. Jahrhunderts verständigte sich der Abt <lb/>
von Disentis mit dem Pfarrer von Somvix über die beiderseitigen Rechte <lb/>
am St. Benediktskirchlein. <lb/>
Wenn wir nun an die Frage nach dem Verfasser der letzten Redaktion <lb/>
herantreten, so verweigert das Spiel selbst jede, auch die leiseste <lb/>
Andeutung. Immerhin können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass <lb/>
der Verfasser kein Geistlicher war. Wohl standen die Geistlichen der damaligen <lb/>
Zeit mitten in den politischen Bewegungen und Kämpfen. Die <lb/>
entscheidende Rolle, die sie noch im Prozesse über Nicolaus Maissen innehatten, <lb/>
erklärt uns das Verbot, ihre Stimme auf der Landsgemeinde zu <lb/>
zählen oder auf Einladung des Weibels ihre Stimme mit denen der weltlichen </body> </text></TEI>