<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> 12 <lb/>
La Passiun da Somvitg <lb/>
und den siegreichen Kampf in Disentis, noch den Unglückstag von Reichenau 1). <lb/>
Wie trotz der Herrschaft des gewaltigen Korsen, sobald die Grenadiere <lb/>
der Republik das Vorderrheintal … verlassen hatten, das alte Wesen wieder <lb/>
unbedingt zur Geltung kam und die alten Sitten und Gebräuche wiederkehrten, <lb/>
so war auch das Passionsspiel von 1813 wahrscheinlich ohne jede <lb/>
Abänderung aufgeführt worden, ganz wie zu jener Zeit, da noch die Ambassadoren <lb/>
… in Chur hausten und die Männer der drei Bünde Verträge mit <lb/>
„ihrem Freunde“, dem Könige von Frankreich schlossen. <lb/>
Nicht belanglos für die Zeitbestimmung der letzten Redaktion der <lb/>
Passion sind die Angaben, die Pfarrer und Canonicus Michael Anton <lb/>
Henni an die bischöfliche Amtsverwaltung … in Chur macht. <lb/>
Am 16. März 1801 hatte der provisorische Präfekturrat in Graubünden <lb/>
die bischöfliche Verwaltung ersucht, dem Pfarrer von Somvix, Canonicus <lb/>
Henni, „der einen ausserordentlichen Kreutzgang und Umzug in seiner <lb/>
Pfarrey angesagt und die üblichen Einladungscircularien an die benachbarten <lb/>
Gemeinden seines Kirchensprengels erlassen haben“ diesen Umzug <lb/>
bis auf weiteres zu untersagen, da eine so grosse Menschenansammlung in <lb/>
jener Zeit die öffentliche Ruhe zu gefährden schien. Noch am gleichen <lb/>
Tage stellte die bischöfliche Amtsverwaltung … nach Wunsch des Präfekturrats <lb/>
… demselben ein offenes Schreiben an den Pfarrer von Somvix zu, ganz <lb/>
im Sinne des Präfekturrats. … Auf gemachte Gegenvorstellungen hin wurde <lb/>
der Gemeinde die Aufführung der Passion gestattet, allein unter der Bedingung, <lb/>
die einem Verbote gleichkam, nämlich dass keine andere Gemeinde <lb/>
dazu eingeladen werde 2). So wurde die Aufführung verschoben, bis <lb/>
die Macht des grossen Protektors auf den russischen Eisfeldern gebrochen <lb/>
und die „souveräne Gemeinde“ wieder hergestellt war. <lb/>
In einem Schreiben vom 22. März 1801 berichtet Canonicus Henni <lb/>
der bischöflichen Verwaltung: „Es ist bekant, dass mein würdiger Vorfahrer <lb/>
Herr Vicar Thietgiel benanten Kreiz und Umgang bis das dritte Mahl <lb/>
in meiner Pfarr vorgenommen habe. Mein Pfarr von dieser heiligen <lb/>
Religionsübung beseelt, hatte mich öfters von 13 Jahren her angefragt, <lb/>
gebetten, ja baldt (ge)gedrungen in meines herrn Vorfahrers staffen zu <lb/>
trotten, und den von Ihme gemachten Kreiz und (und) umgang zu erneürn. <lb/>
von der grossen mühe abgessreckt ]:ich muss es bekennen:] weigerte mich <lb/>
den so häufigen Verlangen zu entsprechen bis aniezo“ <lb/>
Der Pfarrer erzählt dann weiter, wie die Jugend im letzten Winter <lb/>
ein Fastnachtsspiel habe aufführen wollen und er sich entschlossen habe, <lb/>
1) Der Krieg des Bündner Oberlandes gegen die Franzosen, historische <lb/>
Monographie von Caspar <lb/>
Decurtins. … <lb/>
2) Akten im bischöflichen Archiv. </body> </text></TEI>