<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung 119 <lb/>
… worden. Im 19. Jahrhundert ist das Passionsspiel nachweisbar von <lb/>
20 zu 20 Jahren gegeben worden. Nehmen wir an, man habe im 18. Jahrhundert <lb/>
den gleichen Zwischenraum eingehalten, so wäre das Passionsspiel <lb/>
in den Jahren 1722, 1742, 1762, 1782, 1802, 1822, 1842 und 1862 <lb/>
aufgeführt worden. <lb/>
Über das Verhältnis des Lumbreiner zum Somvixer Passionsspiel <lb/>
hat sich im Lumbrein eine sehr bestimmte Überlieferung erhalten: die <lb/>
Somvixer haben nach dem Beispiel der Lumbreiner ein Passionsspiel aufgeführt, <lb/>
„nur viel stolzer“. Bei der Aufführung der Passiun hätten die <lb/>
Somvixer den Heiland so misshandelt, dass der Darsteller nach kurzer Zeit <lb/>
gestorben. Man sieht, wie das Schicksal des Darstellers des Herrn bei der <lb/>
Somvixer Passion das Volk des Lugnezertals und der Cadi so tief ergriffen <lb/>
hat, dass die Erinnerung daran noch heute im Volke weiterlebt. Auf <lb/>
welche Aufführung des Spieles von Somvix diese Sage sich bezieht, kann <lb/>
heute nicht mehr genau bestimmt werden. <lb/>
Im Laufe des 19. Jahrhunderts brachte man die Aufführung des <lb/>
Lumbreiner Passionsspieles mit Mitgliedern der Familie Collenberg in Verbindung, <lb/>
da sie staatliche Anstellungen in Paris hatten und der Heimatgemeinde <lb/>
… wiederholt grosse Dienste leisteten. Das erklärt uns, wie der <lb/>
spätere Volksglaube die Abfassung des Lumbreiner Passionsspieles einem <lb/>
Collenberg zuschreibt, der in Paris wohnte und das Original von einer <lb/>
Tochter des Königs von Frankreich erhalten habe. Hier sind wir einmal <lb/>
in der glücklichen Lage, an der Hand sicherer Daten die Sage in ihrer <lb/>
Angabe prüfen zu können. Im Anhang zu seiner Bündnergeschichte 1) gibt <lb/>
Joh. Caspar Collenberg eine Geschichte seiner Familie. Nach ihm ist <lb/>
zuerst Padrut Anton Collenberg, geb. zu Lumbrein am 29. Juni 1729, <lb/>
im September 1741 nach Lyon gegangen, wo er in einen Dienst trat. <lb/>
Nach siebenjähriger Abwesenheit kam Padrut auf kurze Zeit nach Lumbrein, <lb/>
um mit seinem Bruder Valentin wieder nach Lyon zurückzukehren. Von <lb/>
Lyon ging Padrut später nach Paris, wo er in den Dienst der Familie <lb/>
Condé trat. Der jüngere Bruder Joh. Caspar Collenberg zog gleichfalls <lb/>
nach Lyon und später nach Paris, von wo aus er mit einem vornehmen <lb/>
Herrn nach der Ile de France ging, welche Reise er in romanischer Sprache <lb/>
beschrieb. Nach Paris zurückgekehrt, heiratete er Philiberte Veré, die in <lb/>
Ludovica, Tochter Ludwigs XV. und Carmeliterin zu St. Denis eine Beschützerin <lb/>
hatte. Durch die Vermittlung derselben erhielt Joh. Caspar <lb/>
Collenberg eine staatliche Anstellung und die Prinzessin erwies dem Ehepaar <lb/>
1) Bd. II, p. XVIII ― XIX, Beilage C, D, E, 3 Briefe von der Hand Collenbergs, <lb/>
als er an die Bruderschaft und Pfarrkirche von Lumbrein verschiedene <lb/>
Geschenke machte. Im Pfarrarchiv Lumbrein. </body> </text></TEI>