Band: XIII

Seite: 118 Zur Bandauswahl

In Band XIII liegen die Seitenzahlen zwischen 7 und 246.
118
Einleitung
fünfte General des Ordens und hervorragende Förderer desselben, die erste
Stelle ein. Seine durch Clemens X. erfolgte Kanonisation wurde durch
Benedikt XIII. im Jahre 1724 feierlich promulgiert. Dadurch erhielt die
Verehrung des hl. Philipp Benitius einen neuen Aufschwung. Dieser Umstand
erklärt uns das rasche Aufblühen der von ihm und seinem Orden
so gepflegten Andacht in Lumbrein. Bald pilgerte man, besonders aus den
Gemeinden des Lugnez, zahlreich zur „schmerzhaften Muttergottes in
Lumbrein“ 1). Am ersten Sonntag in der Fastenzeit, an dem nach der
Bestimmung des Bischofs Ulrich von Mont 2) das Fest abgehalten wurde,
fand eine vielbesuchte Prozession durch das Dorf Lumbrein statt 3). Eigenartig
gekleidete Mädchen stellten die acht Seligkeiten und die sieben
Schmerzen Mariä dar. Die grösste Aufmerksamkeit aus den Gestalten der
dramatisch gehaltenen Prozession erregten jedoch die drei Marien, die mit
aufgelösten Haaren einherschreitend … je einen Totenkopf trugen. Diese drei
Totenschädel erregten von alters her die Phantasie des Volkes. Früher
hatten die drei Marien, so berichtet die Sage, die Schädel am Abend vor
dem Feste mit nach Hause genommen; nachdem aber die Schädel in einer
Nacht sich laut miteinander unterhalten hätten, sei dies später unterblieben.
Weiter wird behauptet, einer der Schädel sei derjenige des Pfarrers,
der die Andacht zur schmerzhaften Muttergottes eingeführt und das Passionsspiel
bearbeitet habe. Beruht diese Behauptung auf geschichtlichem Grunde,
dann wäre Conradin Muschan 4) aus Münster, der drei Jahre Kaplan und
von 1708 bis 1722 Pfarrer von Lumbrein war, der Redakteur des vorliegenden
Passionsspieles und dasselbe wäre zum erstenmal 1722 5) aufgeführt
1) Bd. II, p. 479/80, Nr. 158, Beilage B.
2) Udalricus Dei et apostolicæ sedis gratia Episcopus Curiensis princeps
et Dominus in Fürstenburg et Fürstenau. Confraternitatem hanc sacram 7tem dolorum
… gloriosissimae Virginis Mariae pro magnifica communitate Lumbreinensi
auctoritate nostra ordinaria approbamus et confirmamus quibuscum privilegiis et
clausulis, uti in Bulla expressis omni meliori modo et forma quibusque possumus
et debemus. Pro quibq. lucrandis assignatur prima Dominica Quadragesimæ.
L. S. In quorum fide Curiae die 12 mensis Junii 1720. Udalricus Episcopus
Curiensis. Im Pfarrarchiv Lumbrein.
3)
Rodel della processiun della fiasta de Nossadunna dellas dolurs a Lumbrein,
Bd. II, p. 654.
4)
1708 — 1722 Conradinus Muschan Monasteriensis ex foedere cathedrali …
sae theologiæ cand. antea per triennium cooperator. Vir doctus et mansuetus;
portas aeternitatis ingressus est 16 August 1722, jacetque sepultus in monumento
… medio. Diarium im Pfararchiv Lumbrein.
5) 7 dolorum B. M V. confraternitas in altari proprio anno 1716 consecrato,
obtenta bulla apostolica 1719 die 26 9bris, instituta est solemniter die 21 Junii 1720.
Liber baptizatorum parrochiae Lumbreinensis inchoatus 1638. Im
Pfarrarchiv Lumbrein.
<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> 118 <lb/>
Einleitung <lb/>
fünfte General des Ordens und hervorragende Förderer desselben, die erste <lb/>
Stelle ein. Seine durch Clemens X. erfolgte Kanonisation wurde durch <lb/>
Benedikt XIII. im Jahre 1724 feierlich promulgiert. Dadurch erhielt die <lb/>
Verehrung des hl. Philipp Benitius einen neuen Aufschwung. Dieser Umstand <lb/>
erklärt uns das rasche Aufblühen der von ihm und seinem Orden <lb/>
so gepflegten Andacht in Lumbrein. Bald pilgerte man, besonders aus den <lb/>
Gemeinden des Lugnez, zahlreich zur „schmerzhaften Muttergottes in <lb/>
Lumbrein“ 1). Am ersten Sonntag in der Fastenzeit, an dem nach der <lb/>
Bestimmung des Bischofs Ulrich von Mont 2) das Fest abgehalten wurde, <lb/>
fand eine vielbesuchte Prozession durch das Dorf Lumbrein statt 3). Eigenartig <lb/>
gekleidete Mädchen stellten die acht Seligkeiten und die sieben <lb/>
Schmerzen Mariä dar. Die grösste Aufmerksamkeit aus den Gestalten der <lb/>
dramatisch gehaltenen Prozession erregten jedoch die drei Marien, die mit <lb/>
aufgelösten Haaren einherschreitend … je einen Totenkopf trugen. Diese drei <lb/>
Totenschädel erregten von alters her die Phantasie des Volkes. Früher <lb/>
hatten die drei Marien, so berichtet die Sage, die Schädel am Abend vor <lb/>
dem Feste mit nach Hause genommen; nachdem aber die Schädel in einer <lb/>
Nacht sich laut miteinander unterhalten hätten, sei dies später unterblieben. <lb/>
Weiter wird behauptet, einer der Schädel sei derjenige des Pfarrers, <lb/>
der die Andacht zur schmerzhaften Muttergottes eingeführt und das Passionsspiel <lb/>
bearbeitet habe. Beruht diese Behauptung auf geschichtlichem Grunde, <lb/>
dann wäre Conradin Muschan 4) aus Münster, der drei Jahre Kaplan und <lb/>
von 1708 bis 1722 Pfarrer von Lumbrein war, der Redakteur des vorliegenden <lb/>
Passionsspieles und dasselbe wäre zum erstenmal 1722 5) aufgeführt <lb/>
1) Bd. II, p. 479/80, Nr. 158, Beilage B. <lb/>
2) Udalricus Dei et apostolicæ sedis gratia Episcopus Curiensis princeps <lb/>
et Dominus in Fürstenburg et Fürstenau. Confraternitatem hanc sacram 7tem dolorum <lb/>
… gloriosissimae Virginis Mariae pro magnifica communitate Lumbreinensi <lb/>
auctoritate nostra ordinaria approbamus et confirmamus quibuscum privilegiis et <lb/>
clausulis, uti in Bulla expressis omni meliori modo et forma quibusque possumus <lb/>
et debemus. Pro quibq. lucrandis assignatur prima Dominica Quadragesimæ. <lb/>
L. S. In quorum fide Curiae die 12 mensis Junii 1720. Udalricus Episcopus <lb/>
Curiensis. Im Pfarrarchiv Lumbrein. <lb/>
3) <lb/>
Rodel della processiun della fiasta de Nossadunna dellas dolurs a Lumbrein, <lb/>
Bd. II, p. 654. <lb/>
4) <lb/>
1708 — 1722 Conradinus Muschan Monasteriensis ex foedere cathedrali … <lb/>
sae theologiæ cand. antea per triennium cooperator. Vir doctus et mansuetus; <lb/>
portas aeternitatis ingressus est 16 August 1722, jacetque sepultus in monumento <lb/>
… medio. Diarium im Pfararchiv Lumbrein. <lb/>
5) 7 dolorum B. M V. confraternitas in altari proprio anno 1716 consecrato, <lb/>
obtenta bulla apostolica 1719 die 26 9bris, instituta est solemniter die 21 Junii 1720. <lb/>
Liber baptizatorum parrochiae Lumbreinensis inchoatus 1638. Im <lb/>
Pfarrarchiv Lumbrein. </body> </text></TEI>