Band: XIII

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In Band XIII liegen die Seitenzahlen zwischen 7 und 246.
Einleitung 117
gewinnen zu können. Auf dem engbegrenzten Felde hatten zwei Jahrhunderte
lang die üppigen Ranken der Sage den geschichtlichen Stamm
umsponnen, sodass es wohl interessant, aber nicht immer leicht war, Wahrheit
und Dichtung zu trennen.
Die ersten Jahre des 17. Jahrhunderts hatten über das Bündner
Oberland schwere Not hereingeführt. Nach einem grimmig kalten Frühling
war der Brachmonat des Jahres 1601 von einem bösen Regen- und Schneewetter
begleitet, sodass in den Alpen viel Rindvieh zugrunde ging. Die
Missernte aller Früchte führte eine harte Teuerung herbei. Auch der
Frühling des folgenden Jahres war von starken Frösten und Reifen heimgesucht.
Am 5. August zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags fiel ein böser
Hagel über das Lugnezertal 1). Das ungestüme Wetter, wie die unheimliche
Erinnerung an die Pest, die am Ende des 16. Jahrhunderts das Tal
in Trauer und Schrecken versetzt hatte, bewogen die Gemeinde Lumbrein
am 20. Oktober 1602, die Feiertage des hl. Rochus und der hl. Anna,
Patrone gegen die Pest, „wie einen Sonntag aufzunehmen“ 2). Zugleich
baute die Gemeinde ex voto die St. Rochus - Kapelle, die am 26. Juli 1630
von Josef Mohr, Bischof von Chur, eingeweiht wurde.
Die Überlieferung bringt das Passionsspiel mit jenen frommen Stiftungen
in Verbindung, die zur Abwendung der Pest stattfanden. Diese Annahme
lässt sich kaum ohne weiteres in das Reich der Dichtung verweisen. Auffällig
ist, dass Balzer Alig, der Pfarrer der nächstgelegenen Gemeinde
Vrin, in der ältesten uns bekannten Sammlung rätoromanischer Kirchenlieder 3)
ein Lied gibt, wie unser Herr vor dem Leiden von seiner Mutter Abschied
nimmt. Das Lied könnte einem Passionsspiel entnommen sein. Leider
fehlt uns jede urkundliche Nachricht über eine Aufführung des Lumbreiner
Passionsspieles im 17. Jahrhundert.
In einer Urkunde, datiert: Mantua, 26. Nov. 1729, erteilte Frater
Angelus Maria, apostolischer Generalvikar des Servitenordens, dem Pfarrer
von Lumbrein die Bewilligung, in der dortigen Pfarrkirche die Bruderschaft
der sieben Schmerzen Mariä kanonisch zu errichten. Es wurde
daselbst ein Altar der sieben Schmerzen Mariä erbaut und die Bruderschaft
eingeführt.
Unter den Heiligen des Servitenordens nimmt Philipp Benitius, der
1)
Hans Ardüser' s Rätische Chronik herausgeg. von J. Bott, 1877, p. 179.
2)
Beilage A. vgl. Registrum confratrum et sororum venerabilis fraternitatis
… sanctæ annæ in opido Ilanz und das Anniversarium S. Annæ quotannis
circa ilius festum pro animabus huius fundatorum peragendum. Im Gemeindearchiv
Ilanz und Somvix.
3)
Enzacontas Canzuns spiritualas Squitschadas a Cuera si Cuort da Gion
Gieri Barbisch, 1674, Bd. I, p. 772.
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