<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> XIV Einleitung. <lb/>
Andeutungen Opposition zu machen wagt, so greift das ladinische Rügelied <lb/>
den Toten mit leidenschaftlichem Hasse an. <lb/>
Hierher gehört auch das schon im Band VI dieses Werkes veröffentlichte <lb/>
… Lied über die Belagerung von Montalban; der Umstand, dass dieses <lb/>
Lied in Handschriften immer wiederkehrt, ist ein Beweis, wie man in den <lb/>
rätischen Tälern regen, ja leidenschaftlichen Anteil nahm an den Kämpfen <lb/>
der Religionsgenossen ausserhalb des Landes und selbst Bluts- und Stammesverwandtschaft <lb/>
… darüber vergass. <lb/>
Das Lied „von der Bündner Freiheit“, das uns in zahlreichen Varianten <lb/>
… überliefert wurde, zeigt, wie bei dem auf seine Vergangenheit so <lb/>
stolzen Bündnervolke die Geschichte dazu dienen musste, in den alten <lb/>
die neuen „Tyrannen“ zu bekämpfen und das Volk gegen Österreich - <lb/>
Spanien aufzureizen, während das Lied von Wilhelm dem Tellen dartut, <lb/>
wie jenes Band, das sich auf dem Schlachtfelde der Kalvenklause in den <lb/>
ersten blutigen Fäden um die drei Bünde und die alte Eidgenossenschaft <lb/>
geschlungen hatte, im 17. Jahrhundert einen neuen Einschlag erhielt. <lb/>
Der Untergang des Marktfleckens Plurs, der wie ein erschütternder <lb/>
Zwischenakt der blutigsten rätischen Parteikämpfe zu den Greueltaten der <lb/>
Menschen noch die Schrecknisse der Natur gesellte, hat in zwei Liedern <lb/>
(vgl. Bd. VI p. 164 — 171) bewegten Widerhall gefunden. <lb/>
Wenn sich in solchen historischen Volksliedern nicht bloss die bewegte <lb/>
… Zeit, sondern auch jener kühne und gewaltige Geist des freien <lb/>
Bauernvolkes widerspiegelt, so wurde mit dem Niedergang des rätischen <lb/>
Freistaates in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das historisch - <lb/>
politische Lied unbedeutender; man begnügte sich, diesen und jenen tapferen <lb/>
Offizier zu besingen, der unter fremder Fahne bündnerische Soldaten anführte, <lb/>
… wie jenen Herkules de Capaul, der bei Menin fiel. Allmählich <lb/>
musste das Kampflied dem Klagelied über schlechte Zeiten und böse <lb/>
Menschen Platz machen. <lb/>
Zahlreich sind die Spott- und Rügelieder, wie denn auch <lb/>
die Schriftsteller aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert, die <lb/>
über Graubünden schrieben, es nicht unterliessen, auf die Neigung der <lb/>
Rätoromanen zur Satyre hinzuweisen. Da aber diese Lieder allzu sehr <lb/>
das Gepräge des Persönlichen und Lokalen an sich tragen, mag es an nur <lb/>
wenigen Proben genügen. <lb/>
Wir glaubten auch ein Lied da bacharia geben zu müssen, das von <lb/>
möglichst vielen Nachbarn während des Fleischhackens und Fleischwiegens <lb/>
am breiten Stock gesungen wurde. Das alte Lied: „L' otra saira a <lb/>
bacharia“, nach dessen Melodie so viele Volkslieder gingen, konnte leider <lb/>
bis jetzt nicht aufgefunden werden. </body> </text></TEI>