Band: IX

Seite: XV Zur Bandauswahl

In Band IX liegen die Seitenzahlen zwischen I und 293.
Einleitung. XV
Lieder, die wir wie einen düsteren Vögelzug von Weissrussland bis
nach Korsika hinunter verfolgen können, finden sich naturgemäss auch im
ernsten, einst so einsamen Hochtal und zählen zu den ältesten; es sind die
Klagelieder um die Toten. Nicht selten bricht der Schmerz in urwüchsiger
… Wildheit hervor, aber die Glaubensfestigkeit mildert das herbe Leid.
Den bewährten Führern Grundtwig und Child folgend, haben wir
alle uns zugänglichen Varianten eines Liedes vollständig wiedergegeben;
denn nur so wird es möglich, das vollständige Material zur Kenntnis eines
Liederstoffes und der verschiedenen Bearbeitungen desselben zu geben.
Von den Sprichwörtern haben wir nur jene gegeben, die nach
Inhalt oder Form Engadiner Eigengut sind, mit Ausschluss des Übersetzten
… und Entlehnten. Besondere Aufmerksamkeit haben wir dabei den
Rechtssprichwörtern geschenkt, die in reicher Fülle vorhanden sind. Das
letztere wird uns nicht überraschen, wenn wir uns daran erinnern, dass
der Freiheitskampf der Rätoromanen sich eigentlich zum Kampf um „das
eigene Gericht“ zuspitzte.
Dankbar gedenken wir hier unserer Vorgänger, deren Sammlungen
wir so reichlich benutzt haben. Es sind Alfons von Flugi, der hochbegabte
… Dichter, dem es vorbehalten war, mit dem feinsten Sinn und sichersten
Takte das Schönste aus dem Garten der romanischen Volkslieder zu einem
einzigen Strausse zu binden; der kunstsinnige Dichter Peider Lansel,
der die Sammlung Flugis mit sorglicher Hand und begeisteter Liebe
fortgesetzt; Andreas Vital, der mit unermüdlichem Sammelfleisse und glücklichstem
… Erfolge eine unvermutet reiche Garbe vor dem drohenden Untergange
… gerettet hat. Hier sei auch Florian Grand genannt, dem wir eine
zusammenfassende und die Eigenart des romanischen Volksliedes glücklich
charakterisierende Studie zu verdanken haben.
Vorliegenden Band widmen wir der Jugend des Engadins und wir
hoffen, dass das alte Volkslied hier wie bei so manchem kleinen Volke
der Jungbrunnen neuen Lebens werden möge.
Ms. Pont.
Papierhandschrift in fol.°, Format der alten Rechnungsbücher, zählt
18 Blätter, in einem neuen Einbande.
Auf fol. 15b findet sich die Jahreszahl 1728 a 26 Agt Pontresina,
auf fol. 18b die Notiz: 30 Agosto Phontrasina Chamsuns mundemas schritas
tras me wo el Cherchia Chi Cha Le Chi ais paraint da vo d' chata.
Enthält Volkslieder und am Schlusse zwei italienische Lieder: Canzoneta
… sopra il dragon und La resposta del Dragon.
In der Kantonsbibliothek.
Daraus abgedruckt: 2a, 9, 10, 11a, 12a, 16a, 19a und 20.
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