<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung. IX <lb/>
und Tanz, ursprünglich wohl mit Gesang und Tanz gefeiert. Wir vermuten, <lb/>
… jene Feier sei die eigentliche mantinada gewesen und jene mantinada, <lb/>
die später in einzelnen Gemeinden des Vorderrheintales aufgeführt wurde <lb/>
und das damit zusammenhängende Spiel vom Austreiben der Fastnacht sei <lb/>
eine Übertragung der ursprünglichen Frühlingsfeier auf die Fastnacht. <lb/>
So gehört jenes Frühlingsliedchen, das die Kinder in verschiedenen engadinischen <lb/>
… Gemeinden vor den Häusern sangen, um sich eine freundliche <lb/>
Gabe zu ersingen, zu den ältesten Denkmälern der rätoromanischen Poesie. <lb/>
Weit zurück in graue Zeit reicht auch das St. Margaretalied, das <lb/>
vom Ende des goldenen Zeitalters in den Alpen erzählt und das Pfarrer <lb/>
Mohr noch im hochgelegenen Remüs gehört hat. Es hat das Lied die <lb/>
älteste Fassung der Margaretalegende zur Voraussetzung. <lb/>
Zum ursprünglichen Bestand der rätoromanischen Volkslieder gehören <lb/>
… offenbar jene Lieder, welche zum Tanze gesungen wurden und nach <lb/>
deren Weise getanzt wurde. Der feierliche Reigentanz wurde, wie wir <lb/>
aus einzelnen surselvischen Märchen ersehen, auf grünem Felde aufgeführt. <lb/>
Die Jugend versammelte sich im Engadin wie im Oberland während des <lb/>
Mittelalters zu Spiel und Tanz auf offenem Felde. Campell hat uns den <lb/>
Anfang eines alten Liedes, eine Aufforderung zum Tanz, überliefert: <lb/>
„Strada commüna ad yra sullatzar“. <lb/>
Neben dem Reigenlied Nr. 84 verweisen wir auf das eigentümliche Lied <lb/>
vom Fischer; es ist ein altes Erbstück der rätoromanischen Hochzeitsfeier, <lb/>
das nicht wie die ursprünglichen Hochzeitsreden der herben Sittenpolizei <lb/>
der jungen Reformation weichen musste, aller Wahrscheinlichkeit nach <lb/>
ein Tanzlied. <lb/>
Aus den engadinischen Schauspielen, die allerdings zumeist Übersetzungen <lb/>
… sind, erhellt, wie das Lied in enger Beziehung zum Tanze <lb/>
stand; da begegnen wir Wendungen wie: „Wir tanzen nicht nach deinem <lb/>
Liede“, „nach eigenem Liede tanzen“. Zu den ältesten Liedern der <lb/>
Rätoromanen gehören die Spottlieder. Es sind uns einige solche <lb/>
aus dem Unterengadin erhalten, die, wie aus dem urwüchsigen Ton, den <lb/>
derben Kraftsprüchen und altertümlichen Bildern, wie boscha grischa, ersichtlich <lb/>
… ist, ins Mittelalter zurückgehen. <lb/>
Von den Tierfabeln, … die uns in den dichten Wald zurückführen, wo <lb/>
der Mensch noch in inniger Beziehung zu den Tieren stand, hat sich nur <lb/>
ein karges Bruchstück erhalten; es ist das im Engadin wie im Oberland <lb/>
gesungene Lied von der Liebe der Heuschrecke und der Ameise. Im <lb/>
Engadin wie im Oberland finden sich noch Spuren des Liedes von der <lb/>
Tierhochzeit. </body> </text></TEI>