<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> Einleitung 7 <lb/>
Die Stürme dieser Zeit hatten sich noch nicht verzogen, als ein <lb/>
neuer Streit ausbrach, der das Volk der Cadi aufs höchste erregte. Als die <lb/>
Familie de Latour bei der Landammannswahl des Jahres 1730 im Kandidaten <lb/>
Ludwig de Latour dem Landammann Conradin Huonder gegenüber unterlegen, <lb/>
verweigerte Brigels, die Stammgemeinde der Latour, dem Kloster <lb/>
Disentís den Zehnten, der in und von allen Gemeinden der Talschaft <lb/>
Disentís geleistet wurde. Da der Abt, wie es das Recht des grauen <lb/>
Bundes forderte, den Streit vor ein unparteiisches Gericht brachte, wollten <lb/>
die Gemeinden Somvix, Truns und Tavetsch, die sich der Gemeinde Brigels <lb/>
angeschlossen hatten, dieses Gericht nicht anerkennen. Mistral Huonder wurde, <lb/>
da man ihn dem Kloster gegenüber nicht die nötige Tatkraft und Entschlossenheit <lb/>
zuerkannte, seines Amtes entsetzt und erhielt in Ludwig de Latour <lb/>
einen Nachfolger. Weil der Bundstag des grauen Bundes dem Statthalter <lb/>
Capeder von Medels als Vertreter des Hochgerichtes am 14. September <lb/>
1635 keinen Eintritt gewähren wollte, wohl aber dem Amtslandammann Ulrich <lb/>
Monn von Disentis, als dem Vertreter aus einer Gemeinde, die am Zehntenstreit <lb/>
nicht beteiligt war, so beriefen die Geschworenen aus den renitenden <lb/>
Gemeinden auf den 22. September 1635 eine ausserordentliche Landsgemeinde, <lb/>
die dann den Landammann absetzte, weil er an der Seite des <lb/>
vom Bundstag aufgedrängten Vertreters gesessen hatte; an seine Stelle <lb/>
wählte die Landsgemeinde den Säckelmeister Hans Georg Beer von Tavetsch. <lb/>
Auf einer späteren, ausserordentlichen Landsgemeinde, 25. Oktober des <lb/>
gleichen Jahres, wurde dann dem Landrichter Castelberg, dem Landammann <lb/>
Ulrich Monn und dem Statthalter Christ Castelberg „das Landtmannrecht“ <lb/>
abgesprochen. Das ganze Vorgehen mit den ausserordentlichen Landsgemeinden <lb/>
und den leidenschaftlichen Verfolgungen erinnert uns an die <lb/>
böse Zeit der Strafgerichte. Ein eigenes, vom grauen Bunde bestelltes <lb/>
Gericht erklärte die Beschlüsse und Wahlen der ausserordentlichen Landsgemeinden <lb/>
für null und nichtig, verordnete Wiedereinsetzung der ordentlichen <lb/>
Regierung, des Landammans und der Richter in ihre Funktionen <lb/>
und übertrug dem Hochgerichte die Kosten (9000 Gulden) der langen <lb/>
Verhandlungen. Erst nach einem langen leidenschaftlich geführten Streit, <lb/>
in dem der französische und österreichische Gesandte eine hervorragende <lb/>
Rolle spielten, fiel im Jahre 1736 ein den Streit beendender Schiedsspruch <lb/>
durch den Fürstbischof von Chur und den französischen Gesandten 1). <lb/>
Drama allen zur Lesung empfehlen, die sich um die Cadi und ihre Geschichte <lb/>
interessieren. <lb/>
1) Da das Archiv des Hochgerichtes im Jahre 1799 ein Raub der Flammen <lb/>
wurde, ist das Quellenmaterial zur Darstellung des Zehntenstreites ein beschränktes <lb/>
geworden. Abgesehen von den Akten im bischöflichen Archiv, den Berichten </body> </text></TEI>