Band: II

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In Band II liegen die Seitenzahlen zwischen I und 1114 (RF).
1098 Nachwort
Ein ähnlicher Gesichtspunkt war für Sprichwörter, Landwirtschaftsregeln,
… Rätsel, Kinderlieder und Kinderspiele massgebend.
… Nur solche fanden Zulass, die in Form oder Inhalt eigentlich
… rätisches Gepräge tragen. So haben wir auch innerhalb der erstgenannten
… Kategorie vor allem das Rechtssprichwort, überhaupt jene Sprichwörter
… berücksichtigt, die das geistige und politische Leben des rätischen
Volkes kennzeichnen. Die rätselähnlichen Fragen wurden mit wenigen
Ausnahmen von unserer Lese ausgeschlossen.
Die meisten der gesammelten Volkslieder sind dem Volksmunde
abgelauscht. Wo wir sie Handschriften entnehmen, haben wir den Text
genau nach der Vorlage wiedergegeben. War ein Lied bereits gedruckt,
so ist das überall bemerkt. Wenn mehrere Varianten desselben Liedes
vorhanden sind, so haben wir, dem Beispiel Grundtvigs folgend, diese
Varianten vollständig angegeben.
Wenn romanischer Sang und Sage in der Subselva auch immer mehr und
mehr verstummen, konnten wir doch eine grössere Anzahl von Volksliedern
aus
der Subselva nach älteren Handschriften geben.
Ein reiches Ergebnis hatte unsere langjährige Sammelarbeit auf dem
Gebiete des Märchens. In unserer Publikation findet sich eine grosse
Anzahl jener Märchentypen, welche die vergleichende Folkloristik als über
die ganze Welt verbreitet nachgewiesen hat. Aber diese von Volke zu
Volk wandernden Stoffe erhielten ein spezifisch rätoromanisches Gepräge;
ja der Inhalt selbst wird in einzelnen Märchen, z. B. in jenem von den
drei Winden, so umgestaltet, dass die Märchenform mit … mythischen Figuren
aus der rätischen Gebirgswelt ausgefüllt wird. Gerade beim Märchen zeigt
sich die Verbindung von romanischem und germanischem Wesen, welche
den Rätoromanen eigen ist, indem der sinnige Ernst und die sittliche
Auffasssung, welche das deutsche Märchen kennzeichnet, mit der dem
Süden eigenen leichten, farbenreichen Darstellung sich vermählt.
In den Sagen spiegelt sich die rätische Alpenwelt. Die unheimlich
… düsteren Naturgewalten, mit denen der Mensch dort oben an den
Grenzen des ewigen Schnees einen so harten Kampf führt, erscheinen hier
in charakteristischer Personifikation. Gerade bei den ersten Sagen unserer
Sammlung, die wir an den Quellen des Vorderrheins gefunden, ist der
mythische Schleier noch so durchsichtig, dass man genau verfolgen kann,
wie ein Naturmythus entsteht und wächst. In den Dieuldas und
Tschalareras treten uns die Vegetations- und Windgeister entgegen,
während in den Steinsagen Überreste eines alten Kultus sich erhalten
haben. Ein Zusammentreffen von mythischen Vorstellungen und historischen
Thatsachen charakterisiert die Pestsage.
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