<TEI> <teiHeader> <fileDesc> <titleStmt> <title type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition>Digitalisierte Ausgabe</edition> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">1</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Köln</pubPlace> <publisher> <orgName>Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität zu Köln</orgName> <email>buero@spinfo.uni-koeln.de</email> <address> <addrLine>Albertus-Magnus-Platz</addrLine> <addrLine>50923 Köln</addrLine> </address> </publisher> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> <p>Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.</p> </licence> </availability> </publicationStmt> <sourceDesc> <bibl>Decurtins, Caspar: Rätoromanische Chrestomathie</bibl> <biblFull> <titleStmt> <title level="m" type="main">Rätoromanische Chrestomathie</title> <author> <persName> <surname>Decurtins</surname> <forename>Caspar</forename> </persName> </author> </titleStmt> <editionStmt> <edition n="1"/> </editionStmt> <extent> <measure type="pages">7260</measure> </extent> <publicationStmt> <pubPlace>Erlangen</pubPlace> <publisher> <name>Vollmöller, Karl</name> </publisher> </publicationStmt> </biblFull> <msDesc> <msIdentifier> <repository>Digizeitschriften.de</repository> </msIdentifier> <physDesc> <typeDesc> <p>Chrestomatie</p> </typeDesc> </physDesc> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <p>Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 kodiert.</p> </encodingDesc> <profileDesc> <langUsage> <language>Rhaeto Romanic</language> </langUsage> <textClass></textClass> </profileDesc> </teiHeader> <text> <body> III Florin Berther, <lb/>
dem Freunde. <lb/>
Dir widme ich diese Sammlung, weil ich glaube, dass Du das grösste <lb/>
Anrecht darauf hast. Verband uns doch Jugendfreundschaft bereits damals, <lb/>
… als der Gedanke, diese Denkmäler rätoromanischer Litteratur zu <lb/>
sammeln, in mir erwachte und mit sorglicher Teilnahme hast Du dann allezeit <lb/>
… die mühevolle Ausführung dieses Gedankens verfolgt. Wie häufig <lb/>
hast Du mich den von alten Eschen beschatteten Weg zu dem abgelegenen <lb/>
Berghofe begleitet, wo wir dem alten Mütterchen seine Märchen ablauschten, <lb/>
wie oft mit mir Sonntagnachmittags Dich unter die Jugend gemischt, <lb/>
die auf dem grünen Platz bei der bescheidenen Dorfkirche die alten <lb/>
Lieder sang. <lb/>
Eifrig hast Du mitgeholfen, das Interesse für unsere nationale <lb/>
Eigenart, für romanischen Sang und romanische Sage bei Alt und Jung <lb/>
zu wecken. Wenn heute diese Sammlung freudige Aufnahme und sinniges <lb/>
Verständnis vorab bei den eigenen Volksgenossen findet, so danken wir <lb/>
es der Arbeit von damals. Langsam, aber reichlicher als wir zu erwarten <lb/>
wagten, ist, was wir in der Stille gesät, aufgegangen. <lb/>
Es war aber auch höchste Zeit, ans Sammeln zu gehen, denn wie <lb/>
manches Märchen und wie manches Lied wäre mit der alten Erzählerin <lb/>
und dem greisen Sänger draussen im Dorffriedhof begraben worden. Der <lb/>
Pfiff der langersehnten Eisenbahn wird für die duftigen Gebilde unserer <lb/>
Volkspoesie das werden, was der Glockenklang für die nordischen Elfen. <lb/>
Und doch bietet das hier Gesammelte für den Litterar- wie für den Kulturhistoriker <lb/>
… wohl das beste Material, um die Rätoromanen kennen zu lernen, <lb/>
sind ja Lied und Sage eines Volkes, wie ein geistvoller französischer <lb/>
Denker sagt, das treueste Bild seiner Seele. </body> </text></TEI>